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Gicht bei Reptilien

Dr. Ursula Halla • Apr. 19, 2021

 Harnsäure - Segen und Fluch

Gicht ist eine Erkrankung, bei der sich Harnsäurekristalle in Gelenken, oder Organen ablagern. Dies ist eine häufige Erkrankung bei pflanzen-/insektenfressenden Echsen und pflanzenfressenden Schildkröten, die als Haustiere gehalten werden. Schuld sind meist Haltungsfehler. Da die Gicht nicht therapierbar und der Krankheitsverlauf nur schwer zu verlangsamen ist, hat die Vorbeugung einen hohen Stellenwert. Nachfolgend erfahrt ihr, warum eure Reptilien besonders gefährdet sind, wie die Krankheit Gicht entsteht und wie ihr eure Tiere davor schützen könnt.

Warum Reptilien Harnsäure bilden

Harnsäure (genauso wie der Harnstoff) ist ein Abfallprodukt des Proteinstoffwechsels und müssen über die Niere und den Harn ausgeschieden werden. Reptilien produzieren vorwiegend Harnsäure (nicht Harnstoff). Der Grund dafür ist, dass Harnsäure ohne Wasserverlust ausgeschieden werden kann. Sie urinieren also nicht flüssig, sondern fest (weissliche Creme/Klümpchen). Dadurch sparen die Schuppentiere Wasser ein, welches sie zum Überleben in ihren meist kargen und trockenen Lebensräumen benötigen.

Das Abfallprodukt Stickstoff also in Form von Harnsäure auszuscheiden, ist phänomenal! Dies ermöglicht es den Reptilien wasserarme Bedingungen in der Natur auszuhalten, wie kaum ein anderes Tier.

Übrigens:

Auch im Vogelkot sieht man diesen weißen Harn. Schaut mal auf euer Autodach, oder die Windschutzscheibe. Meist ärgert man sich über die hässlichen weißen Spuren auf dem Lack.

Der Sinn dahinter ist Gewichtsersparnis.

Müsste der Stickstoff als Harnstoff aus dem Körper geschwemmt werden, müssten die Vögel viel trinken. Jeder Tropfen Wasser ist Gewicht, welches ihre Flugfähigkeit erschwert.

Ablagerung von Harnsäurekristallen im Körper

Normalerweise bilden sich die Kristalle erst nach der Ausscheidung von Harnsäure durch die Niere. Dann nämlich liegt Harnsäure hochkonzentriert vor und fällt aus.

Wird nun schon im Blut das Löslichkeitsprodukt der Harnsäure überschritten, kommt es zur Kristallbildung im Blutgefäßsystem. Gründe dafür können sein:


  1. das Blutvolumen sinkt. Die Tiere nehmen zu wenig Flüssigkeit auf/trocknen aus.                                   
  2. zu viel Harnsäure wird gebildet. Unnatürlich viel proteinreiche Nahrung wird aufgenommen.


Harnsäurekristalle, die im Blut gebildet werden, bleiben in den kleinsten Blutgefäßen der Niere hängen und lagern sich dort ab. Es entsteht die Nieren-, der auch Viszeralgicht. Oder sie können vom Körper noch einigermaßen unschädlich in den Gelenken deponiert werden, wo sie zur hochgradig schmerzhaften Gelenksgicht werden.

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Krankheitsverlauf der Gicht

Haben sich Gichtkristalle in der Niere abgelagert befinden wir uns schon in einem Teufelskreis:

Durch die Verstopften Blutgefäße, verliert die Niere an Funktionsfähigkeit. Die verringerte Entgiftung führt dazu, dass noch mehr Harnsäure im Blut verbleibt und als Kristall abgelagert wird. Das Endergebnis ist eine komplett funktionslose Niere und ein Nierenversagen. Im Röntgenbild fällt eine, durch die Kristallansammlung vergrößerte Niere auf.

Krankheitsvorbeugung von Gicht

Erst im Spätstadium der Erkrankung können vom Besitzer, oder Tierarzt geschwollene Gelenke (Gelenksgicht), oder Symptome des Nierenversagens (Ödeme), bzw der Nierenvergrößerung (Lahmheit, Darstellbarkeit im Röntgen) erkannt werden.



Einzig die Blutuntersuchung zeigt durch die Bestimmung des Harnsäurespiegels frühzeitig Entgleisungen an. Dann kann mit einer Haltungs- und Fütterungsveränderung einer Gicht vorgebeugt werden. Eventuell wird eine Behandlung mit Allopurinol notwendig.

Ich empfehle...

...bei erwachsenen Tieren alle 2 Jahre eine Blutuntersuchung.

Bei Auffälligkeiten muss dieses Intervall verkürzt werden.

...eine tierärztliche Haltungsberatung für Reptilien von Anfang an!

fachtierärztliche Haltungsberatung bei www.online-vet.net

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